Verbundenheit mit anderen zu spüren, ist in unserer Zeit wichtiger denn je. Wer ein Fest feiert, hält die Zeit an und stärkt die Gemeinschaft. Das ist so, wenn wir den Auszug eines Kindes, eine Hochzeit, den Abschluss eines Studiums, die Freude über ein Neugeborenes oder ein Jubiläum feiern. Rituale bringen unser Leben zum Ausdruck, sie deuten und verdichten, was wir erleben. Rituale sind eine Einladung zum Verweilen.

„Rituale machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie sind in der Zeit das, was im Raum eine Wohnung ist. Sie machen die Zeit bewohnbar. Sie sorgen dafür, dass die Zeit verweilt.“
Byung-Chul Han, deutscher Philosoph und Theologe, in: Vom Verschwinden der Rituale, 2019.
Rituale unterbrechen den Alltag; kleine Sternstunden.
Wer beschließt ein Ritual zu feiern, legt einen Zeitpunkt und Ort fest. Dadurch geschieht eine Unterbrechung: Der Alltag, die Arbeit, das Gewöhnliche wird unterbrochen durch ein Fest. Das Innehalten, die Einladung gibt dem Ritual eine ganz besondere Qualität: Es ist wie ein goldener Rahmen, der etwas Besonders markiert. Es ist das Aufblitzen der Unendlichkeit mitten im Leben. Es ist wie eine Sternschnuppe, die Glück und Segen regnen lässt. Rituale können so kleine Sternstunden werden, Momente, an die wir uns später gern erinnern.

Rituale verändern unsere Wirklichkeit.
„Ich liebe dich“ zu sagen, oder es nicht zu sagen, das macht den ganzen Unterschied aus. In einem Ritual bringen wir etwas, das wir spüren, zum Ausdruck. Und durch das Ausdrücken geben wir unserer Wirklichkeit eine Deutung. Durch das Aussprechen von Bedeutsamen verändern wir die Wirklichkeit. Rituale haben einen performativen, einen verändernden Charakter. Sie finden mitten im Leben und doch oft an Schwellen, an Übergängen statt. Gerne begleite ich als Ritualbegleiterin diese Veränderung. Gemeinsam suchen wir nach Worten und Handlungen, die nötig sind.
